Samstag, 9. Mai 2020

Menschen von wenig Schöpfungskraft hatten doch genug, um auf die Idee der freien Äußerung zu kommen.
Wenn ein Volk eine unmögliche Staatsform fordert, bekommt es eine mögliche Staatsform in Feindschaft mit ihm.
Die gütigste Gabe, die unser Zeitalter der Nachwelt überliefern vermag, ist, daß es ihr ein dunkles sei.
Es gab in England eine uralte Überlieferung der Stiff-Upper-Lip: der Gelassenheit und Gleichmut, ja sogar der Fröhlichkeit angesichts der Not und Gefahr. Aus alten Zeiten hören wir diese Worte: 
                              Iċ tó sóðe wát
þæt biþ in eorle            indryhten þéaw
þæt hé his ferþlocan           fæste binde,
healde his hordcofan            hyċġe swá hé wille.
Ne mæg wériġ mód            wyrde wiþstondan
ne se hréo hyġe            helpe ġefremman.
Forðon dómġeorne         dréoriġne oft
in hyra bréostcofan          bindaþ fæste . . .

[Fürwahr weiß ich, es herrscht beim Edelmann eine edle Sitte, daß er seinen Seelenkasten festbindet und seine Gedanken bewacht, denke er, was er wolle. Nicht kann ein ermattetes Gemüt dem Schicksal widerstehen, ein unruhiger Geist nicht Hilfe schaffen. So, diejenigen, die nach Ehre streben, binden oft in Brust ihre trostlosen Gedanken fest.]
Im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts ist diese Überlieferung, diese Sitte, fast verlorengegangen. Jetzt haben wir in dem Massenmelodram, das wir Gesellschaft nennen, eine Gefühlshemmungslosigkeit, die keinen Anstand kennt.